Das facettenreiche und beschauliche Städtchen Bremgarten im Kanton Aargau ist nicht nur wegen seiner wunderschönen Altstadt berühmt, sondern auch wegen des Flusses Reuss, der sich in einer eleganten Schleife um den Ort schmiegt. Was man dem Ort und der Umgebung auf den ersten Blick nicht ansieht, ist, dass einst der Reuss-Gletscher die Landschaft nachhaltig formte und prägte. Heute ist vom Reuss-Gletscher weit und breit nichts mehr zu sehen, nur noch kleine Restgletscher wie der Muttengletscher oder der Gurschenfirn sind in den Urneralpen übrig geblieben. Auf einer leichten und einfachen Wanderung vom kleinen Waldbahnhof Erdmannlistein nach Bremgarten lassen sich einige faszinierende Spuren aus der Eiszeit entdecken.
Wann, Wo, Wie – kurz und knapp
- Wann: gesamte Jahr hindurch
- Tour gemacht: Ende Mai 2023
- Wo: Bremgarten im Kanton Aargau
- Kilometer: 7 km
- Höhendifferenz Auf/Ab: ⇑40 ⇓120
- Dauer: 2 Stunden
- Schwierigkeit: leicht
- Beste Zeit: Frühling & Sommer
- Übernachtung: keine
- Verpflegung: verschiedene Restaurants und Supermärkte in Bremgarten
- Ausrüstung: keine spezielle Ausrüstung
- Highlights: Altstadt von Bremgarten, Spuren aus der Eiszeit
- Route: Erdmannlistein – Cholmoos – Altstadt Bremgarten – Bahnhof Bremgarten
- Was machen: Altstadt erkunden, Gletscherspuren entdecken
Streckeninfo / Karte / Höhenprofil
Wanderung Erdmannlistein nach Bremgarten
Vorbereitung
Anforderungen
Die gesamte Wanderung ist sehr einfach und daher für jedermann bestens geeignet. Vom Bahnhof Erdmannlistein nach Bremgarten geht es stets bergab die wenigen Höhenmeter konzentrieren sich auf den mittleren Wegabschnitt vom Erdmannlistein hinab nach Bremgarten.
Ausrüstung und Verpflegung
Ausrüstung benötigt man keine für die Wanderung, selbst mit Turnschuhen ist die Tour gutzumachen. Verpflegungsmöglichkeiten gibt es in Bremgarten in verschiedenen Restaurants oder am Bahnhof in der Migrolino die jeden Tag geöffnet hat.
Während der Wanderung ist es äusserst sinnvoll, wenn man sich zuvor Offline Wanderkarten zum Beispiel von Komoot oder SchweizMobil heruntergeladen hat. Gerade auf dem ersten Stück der Wanderung ist eine Orientierung teils schwierig, wenn man ortsfremd ist. Im Wald gibt es viele Wege und Weggabelungen, hier ist eine Karte von Vorteil.
Anreise Bremgarten/Erdmannlistein
Für die Wanderung vom Erdmannlistein nach Bremgarten nutzt man am besten den öffentlichen Verkehr, aber auch das eigene Auto ist eine Option, im Folgenden erklären wir euch wie ihr zum Ausgangspunkt gelangt.
Öffentlichen Verkehr
Der Waldbahnhof Erdmannlistein wird von der S17 jeweils im 30-Minuten-Takt von Wohlen oder von Dietikon aus bedient. Die beiden Orte Dietikon und Wohlen werden von zahlreichen S-Bahnen aus den Regionen Zürich, Schaffhausen, Lenzburg, Muri, Aarau und Basel angefahren.
Auto & E-Auto
Bremgarten liegt an der Hauptstrasse 1 zwischen Wohlen und Dietikon. Auf der A3 kommend nimmt man die Ausfahrt Urdorf-Nord nach Bremgarten.
Der Bahnhof Erdmannlistein lässt sich nur per Bahn, Velo oder zu Fuss erreichen, der nächste Parkplatz liegt am Forsthaus Wohlen rund 1,5 km entfernt. Eine Alternative wäre die Wanderung in Bremgarten zu starten, hier gibt es Parkplätze am Obertor oder am Bahnhof Bremgarten.
Bahnhof Erdmannlistein
Ausgangspunkt ist der Bahnhof Erdmannlistein der zur Bahnstrecke der S17 zwischen Wohlen – Dietikon gehört. Der winzige Bahnhof inmitten des Waldes verdankt seinen Namen einer Erratikergruppe, die einige hundert Meter entfernt liegt.
Was sind Erratiker? Erratiker werden im Volksmund oft Findlinge genannt damit sind Felsblöcke gemeint, die sich an Orten befinden, wo sie eigentlich nicht vorkommen dürften. Findlinge gibt es an vielen Orten in der Schweiz und zum Teil begegnen wir ihnen jeden Tag am Wegesrand. Sie stammen oft aus dem Alpenraum und wurden in der letzten Eiszeit von Gletschern ins Alpenvorland transportiert und beim Abschmelzen blieben sie als stumme Zeugen einfach liegen.
Die erste Hälfte der Wanderung findet überwiegend im Wald statt, was gerade in den Sommermonaten ein grosser Vorteil sein kann. Aufpassen sollte man auf die zahlreichen Mountainbiker die den Abschnitt ebenfalls nutzen. Die Waldweg sind breit und breiten keinerlei Mühe unterwegs kann eine Wanderapp wie Schweizmobil oder Komoot bei der Orientierung hilfreich sein, da nicht alle Ziele auf dieser Wanderung ausgeschildert sind.
Bevor wir die riesigen Findlinge bestaunen können, geht es nach Süden zu einem sehenswerten Weiher, der ein sogenanntes Toteisloch ist. Beim Rückzug der Gletscherzunge zerfällt diese und schmilzt sehr unregelmässig. Grössere Bruchstücke, die unter Schutt und Geröll vergraben sind, können so Jahrhunderte überdauern, bis sie verschwunden sind und ein sogenannter Toteissee entsteht. Die Toteissee verlanden sukzessiv und es bilden sich Moore.
Am Ufer des Weihers gibt es mehrere Sitzbänke, die zum Verweilen einladen und man kann in aller Ruhe die Pflanzen und Tierwelt bestaunen.
Bättlerstei
Vom Weiher aus geht es nach Osten zu den Bättlerstei, die etwas versteckt über einen Pfad am Wegesrand zu finden sind. Die Granitblöcke wurden einst vom Reussgletscher hier abgelegt und der grösste von ihnen steht förmlich im Wald. Wahrscheinlich wird er durch andere Felsblöcke im Untergrund abgestützt.
Erdmannlistei
Vom Bättlerstei geht es auf dem gleichen Weg zurück zu den Erdmannlisteinen. Diese sagenumwobene und mächtige Gruppe aus Erratiker stammen ursprünglich aus dem Aarmassiv des Oberen Reusstal und wurden vom Reussgletscher im Laufe der Zeit (Würmeiszeit) hierher verfrachtet. Die drei Blöcke bestehen aus hellen vergneisten Granit. Heute liegen sie auf einem Moränenwall und bieten einen beeindruckenden Anblick. Der grösste Granitblock von rund 60 Tonnen liegt auf zwei kleineren Findlingen, durch diese spezielle Anordnung ranken sich viele Sagen und Geschichten. In der unmittelbaren Umgebung lassen sich noch weitere zahllose kleine Findlinge desselben Gesteinstyps finden.
Ob die drei Findlinge zufällig so liegen blieben oder in prähistorischen Zeiten angeordnet wurden ist bis heute nicht restlos geklärt. Vermutlich dienten die Findlinge als Kultstätte oder als astronomischer Kalender. Sagen erzählen von Erdmännchen, welche früher unter dem Erdmannlistein wohnten.
Um die Granitblöcke herum gibt es Grillstellen und Sitzbänke, es lohnt sich also Würste mitzunehmen und hier sein Picknick zu machen. Da wir erst kurze Zeit unterwegs sind, laufen wir weiter in Richtung Norden, dabei queren wir immer wieder kleinere Moränenwälle, die hier von der Gletscherzunge gebildet wurden. Auf dem Waldabschnitt lohnt es sich aufmerksam die direkte Umgebung zu beobachten, auffällig ist der starke Moosbewuchs rechts und links des Weges. Unter all dem Moos liegen immer wieder kleine und grosse Erratiker versteckt.
Wir stossen an der Bahntrassee Bremgarten nach Wohlen auf einen Gedenkstein für die Studenschlacht, die hier am 16.5.1712 zwischen reformierten und katholischen Truppen ausgetragen wurde. Am Ende siegten die Berner Truppen und besetzten den Ort Bremgarten, der zuvor von Innerschweizer Truppen gehalten wurde. Weiter der Bahntrassee entlang und durch ein Industriegebiet erreichen wir bald das Ufer der Reuss.
Altstadt von Bremgarten
Bereits auf der Zugfahrt zum Bahnhof Erdmannlistein konnten wir einen ersten Blick auf die Altstadt und den Fluss Reuss werfen. Bevor wir hinüber nach Bremgarten gehen, erkunden wir zuerst das Südufer der Reuss. Von hier aus hat man immer wieder wunderschöne Blickwinkel auf die Altstadt von Bremgarten.
Der Weg in die Altstadt von Bremgarten führt über die wunderschöne, Holzbrücke die erstmals 1281 erwähnt wurde. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Brücke den aktuellen Ansprüchen angepasst und ist seit 1994 Autofrei. Auf der Brücke befinden sich zwei kleine Kapellen, die den Schutzheiligen Agatha und Nepomuk gewidmet sind.
Zuerst lohnt es sich den westlichen Teil der Altstadt zu erkunden hier liegt der Hexenturm oder die Stadtkirche St. Nikolaus mit ihrem auffälligen roten Kirchturm. In den kleinen Gassen und Strässchen befinden sich zahllose historische Fachwerkhäuser die sehr sehenswert sind.
Über die schmale Kirchenstiege erreichen wir das Zentrum der Altstadt. Bevor wir den Rest der Stadt erkunden, gehen wir nochmals hinab zum Reussufer hier liegt eingebettet in einer Häuserzeile der markante Turm von Muri, der mit zahlreichen Details aufwarten kann.
Gassen und Fachwerkhäuser
Über die Sternengasse und die Marktgasse erforschen wir die restliche Altstadt, die mit endlosen wunderschön restaurierten Fachwerkhäusern begeistern kann. Kleine Cafés und Restaurants laden zum Verweilen ein.
An vielen Ecken lassen sich winzige Details erblicken, die den Reiz der Stadt ausmachen. Jede Gasse hat ihren ganz eigenen Charme und Reiz so ist es nicht verwunderlich, dass die Zeit, wie im Fluge vorbeigeht. Das letzte Ziel unserer Wanderung ist der Bahnhof von Bremgarten der nur wenige Minuten von der Altstadt entfernt liegt. Von hier geht es mit der S17 zurück nach Dietikon wo Anschluss besteht in Richtung Zürich und Basel.
HALT, nicht so schnell!!!
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Mehr Informationen auf Websites & Blogs:
Bremgarten Tourismus – Seite rund um das Thema Freizeit und Tourismus in Bremgarten
Fazit zur Wanderung rund um Bremgarten
Die Wanderung vom Bahnhof Erdmannlistein durch den Wald nach Bremgarten ist in vieler Hinsicht spannend und interessant. Zwar befinden wir uns weit weg von den Gletschern der Alpen doch ihre Spuren sind überall ersichtlich, sein es nun riesige Findlinge oder die Toteissee, die sie zurückgelassen haben. Das beschauliche Städtchen Bremgarten kann mit viel Charme und alten Fachwerkhäusern begeistern. Die Wanderung ist sehr einfach und für Familien bestens geeignet. Die An- und Abreise unternimmt man am besten per Bahn.
Weitere schöne und beeindruckende Ausflüge findet ihr unter der Rubrik Wanderung so unter anderem die Wanderung zum Caumasee und der Rheinschlucht oder die 5-Seen-Wanderung auf dem Pizol.
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