Der Klausenpass zählt nicht gerade zu den bekanntesten Pässen der Schweiz. Für uns war die Region am und um den Klausenpass lange Zeit ein grauer Fleck auf der Karte. Genauso wie vermutlich du in diesem Moment waren wir 2017 auf der Suche noch neuen Ausflugszielen und Wanderungen. Ohne konkretes Ziel vor Augen schauten wir uns nur die Gegend rechts und links der Passstrasse an wie z. B. das Hotel Klausenpasshöhe, die Passhöhe selbst oder den Berglistüber Wasserfall. Diese wenigen Eindrücke genügten, um uns neugierig zu machen, auf mehr. Durch Recherchen im Netz stiessen wir auf den unbekannten Gletschersee wenige Kilometer von der Passhöhe entfernt. Einige Wochen später dann startete unsere erste Wanderung zum Gletschersee und unzählige weitere Touren sollten in den folgenden Jahren noch kommen. Wenn du jetzt neugierig geworden bist und mehr über den Gletschersee am Klausenpass wissen möchtest, dann schau dir unseren Beitrag an. Alle wichtigen Informationen zum See und über den See haben wir für dich zusammengetragen.
Wann, Wo, Wie – kurz und knapp
- Wann: von Mitte Mai bis Mitte Oktober
- Tour gemacht: 2017, 2018, 2019, 2020, 2021, 2022, 2023, 2024
- Wo: Klausenpass im Kanton Uri & Glarus
- Kilometer: ca. 6,5 km
- Höhendifferenz Auf/Ab: ⇑250 ⇓250 Meter
- Schwierigkeit: leicht
- Dauer: 2 Stunden reine Laufzeit für Hin- und Rückweg
- Ausrüstung: gutes Schuhwerk, Wanderstöcke (nach Bedarf)
- Beste Zeit: früh am Morgen
- Übernachtung: keine nötig – Klausenpass Hotel
- Verpflegung: Restaurant Clariden & Restaurant Klausenpass
- Budget: keines – eventuell für Kosten für Snacks
- Highlights: Gletschersee & Aussicht auf den Urnerboden
- Route: Klausenpass Höhe – Griesslisee – Klausenpass Höhe
- Was machen: fotografieren, wandern, schwimmen
Klausenpass gestern & heute
Der Klausenpass ist ein rund 46 Kilometer langer Pass, der das Urner Schächental mit dem hinteren Linthal im Kanton Glarus verbindet. Bereits in der Frühzeit gab es einen Weg am heutigen Klausenpass. 1900 wurde die erste befahrbare Strasse am Klausenpass fertiggestellt. Anfangs fuhren nur Postkutschen auf dem Pass, in den Zwanzigerjahren war das Zeitalter der Kutschen endgültig vorbei und Autos eroberten die Passstrasse.
Berühmtheit über die Landesgrenzen hinweg erwarb der Klausenpass mit dem legendären Klausenrennen, das von 1922 bis 1934 durchgeführt wurde. Heute zeugt noch das alte Zielhaus aus dieser Epoche, es wurde 1932 nach Plänen des Architekten L. Boedecker erstellt und diente in den Jahren 1932 und 1934 als Unterstand für die Zeitmessung sowie Funktionäre. 1993 fand das erste Klausenrennen Memorial statt, in unregelmässigen Abständen wurden immer wieder in den Jahren danach Rennen durchgeführt.
Auf der Passhöhe (1948 m.ü.M) findet sich die kleine Kapelle Bruder-Klaus sowie eine Kiosk und ein Restaurant. Etwas weiter westlich der Passhöhe liegt das Hotel Klausenpasshöhe, das Gebäude aus dem Jahr 1903 wurde 2019 geschlossen, nach zweijähriger Bauzeit konnte im Sommer 2021 das neue Hotel Klausenpass eröffnet werden.
Urnerboden Geschichte und Sagen
Der Urnerboden ist ein 8 km langes Hochtal, das auf rund 1320 Metern Höhe am Klausenpass liegt. Lange Zeit gab es zwischen den Glarnern und Urnern Streitigkeiten über die Zugehörigkeit des Urnerbodens. 1315 wurde die Grenzziehung vertraglich festgelegt. Heute gehört der Urnerboden zur Gemeinde Spiringen und ist die grösste Alp der Schweiz rund 1200 Kühe und 250.
Einer Sage nach verlief die Grenzziehung allerdings spektakulärer, und zwar einigten sich die beiden Parteien auf eine Entscheidungsfindung zur Tagundnachtgleiche sollte am frühen Morgen, sobald der Hahn krähte von je einer Partei ein Läufer ausgesandt werden in Richtung des Klausenpasses. Da, wo die beiden zusammentreffen, sollte die Grenze gezogen werden. Die Urner gaben ihrem Hahn nur wenig zu fressen und auch seine Hühner dürfte er nicht sehen. Im Gegensatz mästeten die Glarner ihren Hahn und hofften so auf den Sieg. Am Morgen der Tagundnachtgleiche krähte der Urner Hahn in Altdorf als Erstes und so lief der Urner Läufer als Erstes los. Der Glarner Hahn krähte erst zur Mittagszeit und so musste sich der Läufer mit einem beträchtlichen Rückstand aufmachen. Beide gaben ihre Bestes, doch der Vorsprung des Urner war riesig unterhalb des Urnerbodens trafen sie aufeinander. «Hier ist die Grenze», rief der Urner. Der Glarner liess den Kopf hängen und flehte «Nachbar, sei gerecht und gib mir noch ein Stück vom Weidland, das du errungen hast». Zunächst wollte der Urner nicht liess sich aber dann doch vom Glarner erbarmen «Ich lasse dir so viel Land, wie du mich bergauf tragen kannst.» Der Glarner willigte ein und trug den Urner keuchend den steilen Berghang hoch. Schon glaubte er die Jägerstöcke zu sehen, als er tot zusammenbrach. Heute noch sieht man das Grenzbächlein, an das der tapfere Glarner den Urner Läufer zu tragen vermochte.
Ausflugsparadies Urnerboden
Heute ist der Urnerboden und der Klausenpass besonders bei Motorradfahrern und Sportwagenliebhaber ein beliebtes Ziel für Ausflüge und auch Radfahrer kommen auf ihre Kosten beim Befahren der unzähligen Serpentinen. Bei den Bauern kann man frische Produkte erwerben wie Käse, Eier, Milch und Brot. Auf dem Urnerboden gibt es seit 2002 die kleine Seilbahn hoch zum Fisetenpass, der Startpunkt vieler schöner Wanderungen ist. Hier haben wir/ich im Sommer 2018 die Wanderung vom Fisetengrat zum Chamerstock gemacht, die einem am Aussichtspunkt Chamerstock das Linthal förmlich zu Füssen legt.
Anreise zum Klausenpass
Auto
Der Klausenpass ist ungefähr von Mitte Mai bis Anfang November geöffnet, wobei diese Angaben Jahr für Jahr schwanken. Die bequemste Art, den Klausenpass zu bereisen, ist das eigene Auto oder Motorrad. Von Linthal im Osten und Bürglen im Westen sind es jeweils 23 km bis zur Klausenpasshöhe. Der schönste Abschnitt befindet sich auf der Ostseite zum Urnerboden hin. In vielen steilen Kehren windet sich die Passstrasse die Steilstufe hin oder hinauf. Parkplätze gibt es kostenlos an beiden Seiten der Passhöhe.
Öffentlicher Verkehr
Die Postbus-Linie 408 verkehrt zwischen Flüelen und Linthal über den Klausenpass. Man sollte beachten, dass Velos nicht immer befördert werden können. Bitte Fahrplan beachten.
Velo
Die dritte Möglichkeit ist, mit dem Velo den Klausenpass zu befahren. Diese Variante erfreut sich einer grossen Fangemeinde, was man insbesondere an Wochenende bestaunen kann. Jedes Jahr, meist im September wird für einen Tag, der Klausenpass für autofrei erklärt und Velofans erobern die Passstrasse.
Alpinavera Passmarkt
Im August findet auf der Klausenpasshöhe der Passmarkt Alpinavera statt. Verkauft werden regionale, aber auch überregionale Produkte wie Käse, Wurst, Honig, Tessiner Spezialitäten und Kunsthandwerk. Der Markt findet sonntags nur bei gutem Wetter zwischen 10 und 16 Uhr statt. Das genau Datum findet bei Alpinavera.ch
Sonnenaufgang am Klausenpass
Falls du ein Frühaufsteher bist, solltest du die Chance nutzen und vor dem Sonnenaufgang am Klausenpass sein, dann kannst du bei passender Witterung ein tolles Lichtspiel erleben. Am besten kann man das Spektakel rund um die Klausenpasshöhe bestaunen, da man von dort zu beiden Seiten hin einen freien Blick hat.
Wanderung zum Gletschersee
Der beste und einfachste Ausgangspunkt für eine Wanderung zum Gletschersee ist die Klausenpasshöhe. Seit Sommer 2019 ist der Weg nun auch durch Wegweiser markiert. Insbesondere an Wochenenden kann es auf der Passstrasse und der Passhöhe hoch hergehen, wenn unzählige Auto- und Motorradfahrer unterwegs sind. Doch die allermeisten Menschen bleiben in unmittelbarer Umgebung des Passes. Eine Alternative zur Passhöhe als Ausgangspunkt ist der Fisetengrat, den man mit der Seilbahn vom Urnerboden erreichen kann.
Seitlich des Restaurants Klausenpass beginnt der Wanderweg zum Gletschersee, über ein kleines Strässchen, das 2021 erbaut wurde, geht es den Hang empor. Dieses Stück des Weges ist gleichzeitig die steilste Passage der Wanderung, gut 100 Höhenmeter müssen überwunden werden. An der ersten Anhöhe verlässt man den Wirtschaftsweg und läuft auf gut sichtbaren Wanderweg in Südliche Richtung direkt auf die Claridennordwand zu.
Während des gesamten Anstiegs begleitet dich auf der linken Seite der Märcher Stöckli, eine markante Felsnadel, die auf Höhe des Klausenpass liegt, je nach Sonnenstand zeigt sie sich in einem anderen Antlitz.
Das Claridenbödemli, wie diese Gegend genannt wird, bietet eine herrliche Aussicht in Richtung Urnerboden. Gerade wenn man sehr früh unterwegs ist, kann man immer wieder mit etwas Glück Murmeltiere erblicken. Der Wanderung auf diesem Abschnitt ist der leichteste Teil der gesamten Tour.
Vorsicht bei Schnee
Im Frühjahr, wenn es noch Schnee hat, zählt dieser Abschnitt zu den schwierigsten Passagen der Wanderung, da es teils steil abwärtsgeht und der Schnee sehr rutschig sein kann, darüber hinaus sind kleine und grosse Lawinenabgänge keine Seltenheit.
Verlaufen kannst du dich im Grunde nicht, da durch die neuen Markierungen der Weg stets klar erkennbar ist. Auf halber Strecke passierst du mehrere grosse Findlinge, einer davon dient als Gedenkstein für Menschen, die am Clariden im Laufe der Jahrzehnte ihr Leben gelassen haben.
In den Sommermonaten weiden häufig Schafe und Kühe in der Gegend. Falls du Hundebesitzer bist, führe deinen Hund auf diesen Abschnitten an der Leine.
Ein Schild «Gletscherseeli» weisst dir den Weg über das letzte Hindernis, bevor du den See erblickst, den Moränenwall. Dazu geht es nochmals einige Höhenmeter empor. Der Wall besteht aus mehreren Seitenmoränen, die der Gletscher bei seinem letzten Höchststand in der letzten kleinen Eiszeit zwischen 1300 und 1850 angehäuft hat. Damals hatte die Gletscherzunge eine Länge von mindestens 2,5 km und eine Breite von über 1 km. Heute ist davon nicht einmal mehr die Hälfte übrig und Jahr für Jahr zieht sich der Gletscher weiter und weiter zurück.
Seit einigen Jahren gibt es auf dem letzten Schuttwall oberhalb des Sees einen gemütlichen Picknickplatz, der mit seiner tollen Aussicht geradezu zum Verweilen einlädt.
Für die Wanderung zum Gletscherseeli musst du mindestens 45 bis 60 Minuten je Wegstrecke einplanen.
Island Feeling am Klausenpass
Wenn du das erste Mal den See erblickst, wirst du aus dem Staunen nicht mehr herauskommen, eine andere Welt präsentiert sich vor deinen Füssen. Nach unseren beiden Island Reisen 2021 & 2022 haben wir am Gletschersee immer wieder das Gefühl wir wären erneut auf der Insel im Hohen Norden mit seinen unzähligen Gletscherzungen und Gletscherseen.
Die Atmosphäre am Griesslisee erinnert uns stark an die zahlreichen Gletscherlagunen auf Island. Am bekanntesten ist sicher die Gletscherlagune Jökulsárlón im Südosten von Island, sie zählt zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten, die man auf einer Island Reise besucht.
Seit circa 2022 treiben keine Eisschollen mehr auf dem See herum. Die Gletscherfront zieht sich seit 2024 mehr und mehr von See zurückgezogen.
Claridenhöhenweg
Der Gletschersee ist seit dem Sommer 2021 ein Teil des Claridenhöhenweg, dieser geht vom Klausenpass bis zur Bergstation am Fisetenpass und passiert dabei nun direkt den Gletschersee, davor ging der Weg vor dem Moränenwall entlang in Richtung Fisetenpass. Wer damals nichts vom See wusste, ahnte nicht, was sich hinter dem Schuttwall verbarg. Heute kommt jeder in den Genuss des unglaublichen Anblicks.
Die Brücke über den Fätschbach wird jeden Sommer (meistens Anfang Juli) nach der Schneeschmelze aufgebaut und im Oktober wieder abgebaut. So kannst du den Bach mit trockenen Füssen überwinden, was nicht immer der Fall war.
Vorsicht ist angebracht, wenn du abseits des Weges zum See hinunter möchtest. Das Problem ist, dass du nicht siehst, was vor oder auch unter dem Geröll ist teils verbirgt sich unter dem Schutt noch Gletschereis. Im Laufe der Jahre haben wir schon den ein oder anderen Wanderer gesehen, der abgerutscht und gestürzt ist. Der eigentliche Gletscher ist fast durchgehend von Schutt bedeckt, nur an wenigen Stellen lässt sich das Eis erahnen, bitte verzichte tunlichst darauf, ohne die nötige Ausrüstung und Erfahrung den Gletscher zu betreten.
Fakten rund um den Gletscher
Der Gletscher am Klausenpass hat offiziell keinen Namen, wie viele andere kleinere Gletscher in der Schweiz auch. Er war früher Teil des Hüfi- und Claridengletscher, trennte sich aber von diesem nach der kleinen Eiszeit. Noch heute lassen sich Spuren aus dieser Zeit in der Steilwand oberhalb des Gletschers sehen. Seinen Ursprung hat der Gletscher in einer Mulde zwischen der Claridennordwand und dem Rau Stöckli.
Der Gletscher am Klausenpass ist eine Besonderheit in der Schweiz. Seine Akkumulationszone (Nährgebiet) liegt sehr tief, zwischen 2400 und 2200 Metern, danach fliesst er hinab bis auf 2100 Metern. Nachschub erhält er durch Lawinenabgänge aus den Hängen der Nordwand. Damit ist er der Gletscher mit dem tiefst liegende Nährgebiet in der Schweiz.
Der Gletscher im Laufe der Zeit
In der letzten Grossen Eiszeit vor rund 120.000 Jahren war die gesamte Region durch Gletschereis bedeckt. Der Urnerboden war von einer rund 650 Meter und das Linthal von einer 1300 Meter dicken Eisschicht bedeckt. Unser kleiner Gletscher war Teil einer riesigen Eismasse, die sich bis nach Bülach schob. Nach den letzten Vorstössen vor circa 20.000 Jahren zogen sich die Gletscher zurück.
In der letzten kleinen Eiszeit, angefangen im 16. Jahrhundert bis circa 1850 stiess der namenlose Gletscher nochmals vor und erreichte knapp die Kante am Chlus. Danach zog er sich sukzessiv zurück und hinterliess den heutigen Moränenwall. Auch heute noch befinden sich unter dem Moränenwall Gletschereis, das durch den Schutt wie konserviert ist und so Jahrzehnte überdauern kann.
Etwa 1985 entstand der erste kleine See an der heutigen Stelle. Fünf Jahre später, 1990, gab es zwei Seen, die im Laufe der Zeit grösser wurden und sich vereinigten. Ab 2010 nahm das Wachstum des Sees rapide zu; seitdem zieht sich das Gletschereis immer schneller zurück, was durch das Wasser des Sees sogar noch verstärkt wird. Durch seine Lage in der Nordwand ist der eigentliche Gletscher vor der Sonne grösstenteils geschützt, und auch, das viele Geröll tragen dazu bei. Trotzdem verliert er ständig an Masse, sodass in ein paar Jahren wahrscheinlich nur noch ein kleiner Rest im Schatten der Claridennord übrig bleibt.
Wenn du schon einmal am Aletschgletscher oder am Rhonegletscher warst, erwartest du sicher eine Gletscherzunge zu sehen, aber das ist hier nicht der Fall. Die gesamte Eismasse ist fast vollständig mit Schutt und Geröll bedeckt, sodass man nur erahnen kann, wo das Gletschereis liegt.
Seit Anfang 2024 ist auf Google Maps ein Satellitenbild des Gletschersees von Ende März 2022 zu sehen.
Griesslisee oder Claridensee
Der Gletschersee hat offiziell keinen Namen, genauso wie der Gletscher. Oftmals wird der See in Beiträgen als #Claridensee oder #Griesslisee bezeichnet. In Karten von Google Maps, OpenStreetMap oder bei Komoot heisst es Griesslisee. In den topografischen Karten der Schweiz hat der See selbst keinen Namen.
Der Name Claridensee könnte seinen Ursprung daher haben, dass zum einen der See unterhalb des Claridengipfel liegt und zum anderen heisst die Region zwischen Klausenpass Höhe und dem See, Claridenbödemli.
Die Herkunft des Namen Griesslisee hat seine Wurzeln daher, dass der Talkessel, in dem der See liegt «Im Griessli» heisst. Unser persönlicher Favorit ist und bleibt Griesslisee. Welcher Name passt für dich am besten?
Der Griesslisee gehört trotz seiner Lage zu den Polarseen. Sein Pegelstand schwankt extrem zwischen den Jahreszeiten.
Der Gletschersee im Detail
Vom Aussichtspunkt beziehungsweise dem Picknickplatz aus führt der Wanderweg dich direkt zum See hinab. Du solltest die Chance nutzen, den Gletschersee genauer unter die Lupe zu nehmen, denn es gibt viele spannende Facetten zu entdecken. Doch du solltest vorsichtig sein bei deiner Entdeckungstour, schliesslich lauern einige Gefahren, die nicht zu unterschätzen sind.
- Halte immer einen Sicherheitsabstand zur Gletscherfront, da es immer wieder zu Steinschlag kommen kann. Auch brechen immer wieder grössere Eisblöcke aus der Front und können dabei zu einer nicht zu unterschätzenden Gefahr für dich werden.
- Laufe nicht auf der Gletscheroberfläche herum, da du nicht weisst, was sich unter dem Schutt befindet.
Ein Detail, das du dir genauer anschauen solltest, ist die feine Eisstruktur, die man besonders gut an der nördlichen Seeseite beobachten kann. Das Gletschereis besitzt unzählige Schichten, die wie ein Baumkuchen oder die Jahresringe eines Baumes aufgebaut sind. Der Aufbau entsteht dadurch, dass im Winter Schnee fiel, aus diesem wurde in Eis, danach fiel Schutt darauf, danach folgte die nächste Schicht Gletschereis.
Camper, Instagramer und Fotografen
Der Gletschersee ist nicht nur bei Wanderern extrem beliebt, sondern zieht gerade in den Sommermonaten zahlreiche Camper in ihren Bann. Eine weitere Gruppe, die man immer wieder vor Ort antrifft, sind Fotografen aller Couleur, ob nun Anfänger, Profis oder Fotogruppen, der Gletschersee ist ein beliebter Fotospot. Nicht zu vergessen sind natürlich auch Influencer und Instagramer, die man immer wieder am See antrifft. Unter folgenden Hashtags findet ihr Fotos und Reels rund um den Gletschersee: #griesslisee oder #klausenpass
Spuren der Vergangenheit
Auf deiner Wanderung zum Gletschersee kannst du zahlreiche Spuren aus der Vergangenheit entdecken. Eines davon sind die unzähligen Findlinge, die einst vom Gletschereis an ihren heutigen Ort transportiert wurden. Nach dem Abschmelzen des Eises blieben sie liegen und sind nun stumme Zeugen vergangener Ereignisse.
Ebenfalls ein Relikt vergangener Zeiten sind die Munitionsreste, die stellenweise zu finden sind.
Leben nach dem Gletscher
Das Gebiet, das durch den Rückzug der Gletscher freigelegt wird, ist keineswegs leblos. Vielmehr entsteht hier ein neuer Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Diese Veränderung benötigt zwar Zeit, doch an vielen Stellen ist sie bereits deutlich sichtbar. Pionierpflanzen lassen sich an zahlreichen Stellen des Schuttfeldes entdecken und Jahr für Jahr erobern sie neue Gebiete und breiten sich weiter aus.
Der Gletschersee im Laufe der Zeit
Seit vielen Jahren wandern wir mindestens einmal pro Jahr zum Gletschersee und sind immer wieder aufs neue Begeisterte vom Anblick, der uns geboten wird. Jedes Jahr zeigt sich der See in anderem Antlitz. Leider sind der Veränderungen nicht von positiver Natur. Jahr für Jahr zieht sich die Gletscherfront immer weiter zurück und durch den See und die warmen Sommer beschleunigt sich dieser Vorgang noch, es ist wie ein Teufelskreis je grösser der See wird, je schnell schmilzt das Eis.
Seit unserem ersten Besuch 2017 hat sich das Gletschereis um viele Meter zurückgezogen, besonders eindrücklich ist das auf der West- und Südwestseite zu sehen. Geschätzte 90 bis 100 Meter beträgt hier der Rückzug des Gletschereises. Hingegen auf der Ostseite beträgt der Rückgang nur circa 5 Meter, was daran liegt, dass der See meist keinen direkten Kontakt zum Eis hat.
Bei deiner See Erkundung werden dir sicherlich die zahlreichen roten Markierungen aufgefallen sein, die überall um den See herum auf grösseren Steinen zu finden sind. Diese Punkte und Striche dienen als der Seeüberwachung als Orientierung für den Wasserstand im See.
Im folgenden Abschnitt findest du all unsere Besuche des Gletschersees im Laufe der Zeit. Hier kann man hervorragend erkennen, wie sich der See immer wieder verändert. Es lohnt sich übrigens, die Wanderung immer wieder zu unternehmen, egal ob nun im Frühjahr, Sommer oder im Herbst, du triffst stets auf völlig unterschiedliche Stimmungen.
Gletschersee im Juli 2018
Im Juli 2018 waren wir wieder vor Ort, dieses Mal wollten wir den See und die nähere Umgebung genauer unter die Lupe nehmen. Ein wichtiger Aspekt dabei spielte die Zeit, denn bei unserem ersten Besuch waren wir relativ spät am See und hatten dadurch wenig Zeit.
Am Anfang unserer Wanderung mussten wir zuerst einmal dem Regen trotzen, dadurch war der Weg sehr rutschig und man musste aufpassen nicht Bekanntschaft mit dem Boden zu machen. Die meiste Zeit waren wir allein vor Ort, nur sporadisch kamen Wanderer am oberen Weg vorbei, die nach einem kurzen Blick auf den See weiter Richtung Fisetenpass liefen.
Der anfänglichen Regen verschwanden so schnell, wie er gekommen war, innerhalb kürzester Zeit zeigte sich blauer Himmel und Sonnenschein. So kann einen das Wetter in den Bergen überraschen. 2017 und 2018 waren vergleichsweise wenig Menschen am See unterwegs, was wohl auch daran lag, dass es noch keine Beschilderung gab und der Wanderweg war meist eher sporadisch vorhanden.
Gletschersee im Juli 2019
Mitte Juli 2019 machten wir uns wieder auf den Weg zum Gletschersee am Klausenpass. Aufgrund des vielen Schnees im letzten Winter war der Wanderweg lange Zeit nicht begehbar. Dazu kam, dass Mitte Juni die Nachricht durch die Medien (Beitrag in der Südostschweiz Online) ging, dass der Abfluss des Sees durch hohe Schneemassen verstopft war, somit konnten grosse Mengen an Schmelzwasser nicht abfliessen und der Seespiegel stieg Tag für Tag an. Erst am 17. Juni konnte sich das Seewasser einen Weg durch den Schnee bahnen, der Fätschbach, der den Griesslisee entwässert, schwoll stark an und riesige Wassermengen stürzten die rund 200 Meter Hohe Felswand Chlus herab. Alle Personen in der Gefahrenzone wurden sicherheitshalber informiert und Wanderwege wurden gesperrt. Es kam, Gott sei Dank nur zu Sachschäden.
Einen Monat später ist von diesem Ereignis so gut wie nichts mehr zu sehen, einzig das Flussbett des Fätschbach ist sichtlich ausgewaschen. Trotz hoher Temperaturen hat es auf dem Weg zum See noch einige Schneefelder, die man überqueren muss, was aber gefahrlos möglich ist. Das Highlight am See sind die Eisschollen die auf ihm herumtreiben, hier kommt pures Island Feeling auf.
Gletschersee im September 2019
Mitte September 2019 haben wir an einer Exkursion der Naturforschende Gesellschaft des Kantons Glarus (NGG) zum Gletschersee am Klausenpass teilgenommen. Unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Wilfried Haeberli startet die Wanderung an der Klausenpasshöhe und führte uns zum Griesslisee unterhalb der Claridennordwand. Auf dem Weg zum Gletschersee vermittelte Prof. Haeberli an vier Stationen Hintergrundinformationen zum Thema Gletscher- und Klimaforschung in den Alpen und weltweit. Dabei ging er auch auf viele Details zum See ein, besonders auf die Entstehung und die Zukünftige Entwicklung. Die Tour war für uns sehr informativ und aufschlussreich und hat unsere Begeisterung für das Thema Gletscher nur noch bestärkt.
Gletschersee im Mai 2020
2020 haben wir uns bereits Ende Mai zum Gletscherseeli aufgemacht. Obwohl es bereits längere Zeit recht Hohe Temperaturen hatte, gab es noch viele Schneefelder auf dem Weg zum See. Mit guten Schuhen und Wanderstöcken war das Begehen der Schneefelder aber kein Problem. Der See hatte sich im Vergleich zu unserem letzten Besuch extrem verändern. Die Fläche ist sicherlich um rund 20–30 % geschrumpft und grosse Teile der Seeoberfläche waren noch mit Eis und Schnee bedeckt. Das gleiche Bild bot sich uns auch an der Abbruchkante des Gletschers, hier fehlten besonders im hinteren Teil grosse Stücke des Eisfront. Trotz des trüben Wetters waren sehr viele Leute am See unterwegs, darunter viele Fotografen, eventuell war eine Fotogruppe vor Ort, da sich der Gletschersee zu einem beliebten Fotospot entwickelt hat.
Gletschersee im Juni 2020
Nur einen Monat nach unserem letzten Besuch sind wir wieder am Griesslisee unterwegs, ein Grossteil des Schnees, der noch zwei Wochen zuvor die Szenerie bestimmt hat, ist zumeist weggeschmolzen, trotzdem hat es stellenweise noch Altschneefelder. Der Wasserstand ist weiterhin sehr niedrig und so kann man sehr nah an die Gletscherfront herangehen. Am frühen Morgen ist der See an einigen Stellen immer noch gefroren, im mittleren Teil der Eisfront gab es wieder mehrere Eisabbrüche, so verändert sich der Anblick des Gletschers bei jedem Besuch.
Wir wandern entlang des Ufers und sind wieder einmal wie gefesselt vom Anblick, den uns der Gletschersee bietet. Auf einer Anhöhe am Sees machen wir eine Rast und versuchen uns in der Glaskugel Fotografie.
Nichts ahnend wurden wir dabei Zeuge eines ganz speziellen Ereignisses. Auf einer Landzunge, die durch das niedrige Wasser entstanden war, landete ein Super Puma Helikopter der Schweizer Armee. Vermutlich befand er sich auf einem Trainingsflug und nutzten den Stopp für einen Check.
Am Südufer liegt noch beachtlich viel Altschnee bei der Erkundung müssen wir sorgfältig den Weg wählen. Grosse Stücke haben sich aus der Gletscherfront gelöst und sind in den See gestürzt. Wir besteigen den Moränenwall und bewegen uns langsam an dessen Krone entlang. Doch man sollte hier nicht zu Risikofreudig sein da man nie weiss was unter dem Schutt Geröll verborgen liegt.
Gletschersee im September 2020
Mitte September haben wir uns wieder zum Gletschersee aufgemacht um zu sehen, welche Veränderungen der Sommer gebracht hatte. Das Erste, was ins Auge fällt, ist das die Wege zum See neue Markierungen bekommen haben und das am Abfluss des See eine Brücke installiert wurde. Eine weitere grosse Veränderung ist die Grösse des Sees bei unserem letzten Besuch rund drei Monate zuvor gab es grössere Halbinseln im See und auch im nördlichen Teil konnte man ohne Mühe auf Breitem Weg bis zur Gletscherfront laufen heute hat sich der See wieder so weit ausgedehnt das von all, dem nichts mehr zu sehen ist. Der Gletscher selber hat ebenfalls einige Veränderungen erfahren, so sind an der Gletscherfront grössere Stücke abgebrochen und es haben sich kleinere Hohlräume gebildet.
Gletschersee im Juni 2021
2021 wurde der Klausenpass vergleichsweise spät eröffnet (Anfang Juni) was an den grossen Schneemassen lag, die eine Räumung schwierig gestalteten, dadurch sind auch wir erst Ende Juni am Griesslisee unterwegs gewesen. Die Wanderung verlief trotz grosser Restschneefelder eher unspektakulär. Wie in jedem Jahr ist der Abschnitt hinauf auf den Moränenwall am stärksten Betroffen vom Restschnee. Wir beschränkten uns auf darauf vom Wall aus den See zu bewundern und liessen unsere Drohne den See erkunden. Auffällig im Vergleich zum letzten Jahr ist der Hohe Wasserpegel und die vielen Eisschollen auf dem See. 360 Grad Panorama Bilder gibt es weiter unten zu sehen.
360° Panorama
Gletschersee im August 2021
Anfang August waren wir zum zweiten Male im Jahr 2021 am Gletschersee unterwegs. Der Schnee war verschwunden, allerdings gab es noch zahlreiche Eisschollen und Blöcke im See. Was uns ins Auge fiel, war der hohe Wasserpegel des Sees und der Starke Rückgang der Gletscherfront im Nordteil des Sees.
Gletschersee im Oktober 2021
Ende Oktober waren wir nach fast drei Monaten wieder am Griesslisee. Mit bestem Herbstwetter sind wir zum dritten Mal in diesem Jahr zum Klausenpass gefahren und sind zum See gelaufen. Dabei konnten wir eine Blick auf die neue Zufahrtsweg werfen der bis zur ersten Anhöhe beim Mälchbödemli gebaut wird, damit kann man den steilsten Abschnitt nun auf einem breiten Weg begehen. Der Rest des Wanderweges zum See ist allerdings in einem schrecklichen Zustand Schlamm und Matsch dominieren das Bild. Am See angekommen sind wir überrascht vom eigentlichen Gletschersee ist nur noch ein kümmerlicher Rest vorhanden. Dasselbe Bild auch beim Gletscher, dieser hat im vergangenen Sommer besonders an Masse verloren. Besonders deutlich ist das am Nordrand zusehen hier fehlen im Vergleich zum Jahr davor rund 5 Meter an Eis. Der See ist komplett zugefroren und man kann ihn umrunden, hier ist aber grosse Vorsicht geboten, da unter dem Schutt noch Eis und loses Geröll liegt.
Ende Oktober liegt der Gletschersee den ganzen Tag über im Schatten da die Sonne nicht mehr über den Clariden hinweg kommt, daher wirken die Bilder so bläulich.
Gletschersee im Mai 2022
Am 11. Mai wurde der Klausenpass eröffnet, wenige Tage später sind wir zum 12-mal am Griesslisee unterwegs. Seit nun sechs Jahren kommen wir den Gletschersee mindestens zweimal pro Jahr besuchen, aber so früh wie dieses Jahr kamen wir noch nie. An der Klausenpasshöhe türmen sich rechts und links der Strasse teils noch mehrere Meter Schnee, auch der gesamte Weg ist durchgehend bedeckt. Am frühen Morgen ist der Schnee noch sehr griffig, was sich aber zum Nachmittag rasant ändert, hier sind die steilen Abschnitt heikel und verlangen nach Konzentration und Aufmerksamkeit. Dem Weg entlang sind zahlreiche Lawinenabgänge gut sichtbar, während unseres Aufenthaltes gingen von der Claridennordwand zahlreiche Lawinen zum Gletschersee hin ab. Weshalb wir auch nicht zu weit nach unten zum See gehen. Der See ist bis auf einige Stellen mit Schnee bedeckt und zugefroren. Was sofort auffällt, ist der niedrige Wasserstand, dies erinnert an den letzten Besuch im Oktober 2021, wo ebenfalls nur wenig Wasser im See war. Auf den ersten Eindruck wirkt der Gletschersee sehr traurig.
Gletschersee im Juni 2022
Ende Juni waren wir zum zweiten Mal in diesem Jahr am Gletschersee unterwegs und haben den neuen Wirtschaftsweg, der letzten Jahr errichtet wurde, genutzt zum Aufstieg in Richtung Mälchbödemli. Bis auf eine kleine Stelle ist der letzte Schnee restlos geschmolzen. Im Vergleich zu sonst waren wir diesmal am späten Nachmittag vor Ort, nachdem der grosse Ansturm an der Passhöhe und dem See bereits vorbei war. Leider spielte das Wetter nicht ganz mit, trotzdem war es wieder ein sehr interessanter Ausflug. Der Gletschersee ist mittlerweile wieder zu alter Grösse angewachsen, was man allerdings vom Gletscher selber nicht sagen kann, besondere im Zentrum der Gletscherfront gab es wieder grössere Abbrüche. Im Südteil unterhalb des Clariden häufen sich die Steinschläge, was man an den zahlreichen Felsbrocken und der Schuttbedeckung erkennt.
Gletschersee im Oktober 2022
Der lange und heisse Sommer 2022 hat auch am Gletschersee teils dramatische Spuren hinterlassen. So viel an Masse wie im Jahr 2022 hat der Gletscher noch nie verloren, seit wir ihn besuchen gehen. Besonders an der Südwestseite ist der Verlust am stärksten zu beobachten, hier sind riesige Stücke der Gletscherfront in sich zusammen gestürzt.
Der Wasserstand des See ist ebenfalls dramatisch zurückgegangen, wie bereits im letzten Jahr konnte man den See fast vollständig umrunden. Allerdings wirkt die Gletscherfront sehr instabil, was auch an einigen grösseren Abbrüchen erkennbar ist, selbst der Fätschbach war nicht mehr existent.
Gletschersee im Juni 2023
Mitte Juni hat der Grieeslisee bereits ein ordentliche Ausdehnung und Wasserstand erreicht. Da die Brücke noch nicht aufgebaut war, konnten wir der Fätschbach leider nicht queren. Der Fluss gräbt sich mehr und mehr ein, die Uferböschungen sind meist so steil, dass man nicht zum Bach hinabkommt.
Die Gletscherfront wirkt «ruhiger» als im Winter, was am hohen Wasserstand liegt und dass die abgebrochenen Eisblöcke mittlerweile geschmolzen sind.
Im Südbereich hat sich an der Nordwand des Clariden eine Höhle gebildet, die von der gegenüberliegenden Seite sichtbar ist, von einer Begehung wird allerdings dringend abgeraten. Die Höhle liegt auf Gletschereis und mehrere Einbruchstellen liegen im direkten Umfeld des Eingangs.
Gletschersee im Juli 2023
Bei unserem zweiten Besuch 2023 am Gletschersee sind alle Wegweiser aufgebaut, am Ende der Schotterpiste steht neu eine hölzerne Sitzbank mit bestem Blick auf den Klausenpass. Ebenfalls neu ist der Selbstbedienungsladen am unteren Gehöft. Hier gibt es Käse und Molkedrinks zu kaufen (Twint & Cash). Der Wanderweg ist schneefrei und manche Markierungen wurden erneuert.
Der Gletscher ist im oberen Bereich stark ausgeapert, unterhalb des Rau Stöckli (2469 Meter) haben sich mehrere Einbruchkrater gebildet. Im mittleren Teil ist die Gletscherfront stark zusammengesackt, hier wird es wohl in der nächsten Zeit die stärksten Veränderungen geben.
Unterhalb des Claridenjoch hat sich eine Gletscherhöhle gebildet. Auf einen Besuch sollte man aber verzichten, denn sie liegt in einem Steinschlag Gebiet und zum anderen muss man über Schutt und Geröll laufen unter dem Gletschereis liegt. Durch Drohnen aufnahmen, kann man Einbruchkrater und Spalten erkennen, die auf dem Weg liegen.
Gletschersee im Juni 2024
Durch das eher bescheidene Wetter in den vergangenen Wochen und die massiven Regenfälle findet unser erster Besuch am Gletschersee am Klausenpass 2024 relativ spät statt. Wir sind dieses Mal nicht allein unterwegs, sondern auf einer Exkursion des Forums Gletschergarten Luzern unter der Führung des Geologen und Glaziologen Jürg Alean. Rund 15 Teilnehmer haben sich getroffen, um mehr über den Gletscher und den Gletschersee zu erfahren.
Auf der Wanderung zum Gletschersee hielten wir an unterschiedlichen Stationen und thematisierten unter anderem die Geologie der Region oder die Pflanzenwelt rings um den Gletschersee. Durch das Nasskalte Wetter in den vergangenen Wochen lag immer noch verhältnismässig viel Schnee am See. Doch dieser konnte den massiven Rückgang des Gletschers nicht kaschieren. Die einst imposante Gletscherfront ist insbesondere hat insbesondere im letzten Sommer stark gelitten und ist an vielen Stellen zusammengesackt. Einzig die Nordseite ist noch relativ stabil in ihrer Struktur.
Was gibt es Neues?
- Ende Juni hat es noch sehr viel Schnee auf dem Weg zum See und um den See herum.
- Auffällig ist der viele Saharastaub, der den Schnee rot bis orange verfärbt.
- Der Gletscher ist im Südwestbereich unterhalb des Lawinenkegels fast vollständig zusammengesackt.
Gletschersee im August 2024
Dunkle Wolken hängen über dem Griesslisee immer wieder regnet es in Strömen, doch gleichzeitig verleiht das graue Wetter dem Gletschersee ein magisches Licht. Wir erkunden das Ufer und stossen bis zur Gletscherfront im Süden vor.
Was gibt es Neues?
- Auf dem Wanderweg zum See gibt es neue Schilder zur Orientierung.
- Der See hat seinen Höchststand erreicht. Trotzdem hat die Gletscherfront auf der Westseite so gut wie keinen Kontakt mehr zum See.
- Auf der Südwestseite wird vermutlich noch diesen Sommer ein weiteres Stück der Gletscherfront zusammenbrechen.
- Unterhalb des Rau Stöckli liegt die Tierälpli hier hat der Gletscher ebenfalls in den vergangenen Jahren grössere Masseverluste erlitten. Unterhalb des Hanges haben sich tiefe Krater gebildet.
- Das Gletschereis auf der Südseite liegt zum See hin blank, die schützende Schuttbedeckung ist grösstenteils abgerutscht.
- Immer mehr Pionierpflanzen erobert das Territorium am Ufer des Sees.
Gletschersee Mitte August 2024
Spontan sind wir Mitte August 2024 nochmals zum Griesslisee gewandert. Zwar wurden wir Anfangs von dichten Wolken begrüsst doch schnell zeigte sich die Sonne. Am Morgen hatte es noch einige Camper vor Ort und eine Fotogruppe kam uns entgegen. Im Vergleich zum Besuch Anfang des Monats hatte sich nichts verändert. Wir erkundeten nochmals, die Gletscherhöhle im Norden, auf das Betreten der Höhle verzichteten wir allerdings aus Sicherheitsgründen. In der Höhlendecke hatten sich mehrere neue Risse gebildet. Wie lange die Höhle den Sommertemperaturen trotzen kann, ist schwierig zu sagen, aber vermutlich wird sich teilweise einstürzen.
Gletschersee Anfang November 2024
Anfang November bin ich nochmals am Gletschersee unterwegs. Dieser liegt nun bedingt durch den niedrigen Sonnenstand den gesamten Tag hindurch im Schatten der Claridennordwand. Der Seepegel ist um rund einen Meter gesunken, wie man an dem grossen Stein erkennen kann, es ist inzwischen wieder möglich, den gesamten See zu umrunden. Kleiner Teile des Gletschers sind weiter zusammengebrochen und auch bei der grossen Gletscherhöhle haben sich mehrere Höhlräume unter dem Schutt gebildet. Unserer Meinung nach wird sich der Gletscher am Ende des nächsten Sommers so weit zurückziehen, dass er keinen Kontakt mehr zum See haben wird. Damit kann der See dann auch im Sommer umrundet werden. Der Teil des Gletschers, der unterhalb des Rau Stöckli und dem Clariden liegt, fängt ebenfalls an, stark zu zerfallen.
Der grosse Stein und seine Wanderung
Wer den Gletschersee heute besucht, entdeckt auf der Südseite des Sees einen riesigen Felsblock im Wasser. Doch dieser Lage nicht immer dort. Als wir 2017 zum ersten Mal am Gletschersee waren, befand sich der Felsblock noch auf dem Gletscher und zwar mehrere Meter vom Rand entfernt. Nach Recherchen stürzte der Felsen im Jahr 2014 von der Claridennordwand auf den Gletscher herab und blieb dort mehrere Jahre lang liegen. Aber sehr selbst auf unserem Zeitskala…
Meter für Meter entfernt sich die Gletscherfront vom grossen Felsblock. Ab November liegt der Gletschersee für die nächsten Monate stets im Schatten der Claridennordwand. Dadurch schmilzt kein Eis mehr und der Seepegel singt um rund einen Meter ab. Nun lassen sich die Ausmasse des grossen Steins viel besser abschätzen. Seit August ist das Gletschereis auf der rechten Seite des Steins weiter zusammengebrochen. Auf der linken Seite gab es hingegen keine wirklichen Veränderungen.
Respektloser Umgang
Leider muss man immer wieder feststellen, wie respektlos mit der Natur umgegangen wird. Nicht selten findet man am See achtlos weggeworfenen Müll von Wanderern oder hinterlassene Abfälle von Campern. Jeder, der diesen fantastischen Ort besucht, sollte mit dem nötigen Respekt und Sorgfalt handeln. Wer Müll verursacht, soll ihn auch wieder mitnehmen.
Eine weitere Entwicklung, die immer mehr zunimmt, sind die Steinmänner, die ohne erkennbaren Zweck überall errichtet werden. Eigentlich sollten sie als Orientierungshilfen im Gelände dienen, doch jetzt dienen sie oft nur noch als Motive für Fotos. Am besten einfach hinsetzen und die Natur geniessen!
Unterwegs am Klausenpass
Der Klausenpass hat noch mehr zu bieten als nur den Gletschersee. In Östlicher Richtung verläuft der Claridenhöhenweg, eine Tour, die vom Klausenpass über die Gemsfairenhütte bis zum Fisetenpass führt. Westlich des Klausenpass kann man in Richtung Chammli wandern und weiter ins Schächental, zwei kleine Bergbahnen bei Äsch und Unterschächen helfen beim Abstieg/Aufstieg. Sehr interessant aus geologischer Sicht sind Gesteinsformationen südlich der Gebäude am Chammli, hier hat der Griessgletscher im Laufe der Zeit deutliche Spuren im Gestein und Gelände hinterlassen.
Gemsfairenjoch
Auf dem Weg zum Gämsfairenjoch kann man den Gletschersee aus einer ganz anderen Perspektive überschauen. Allerdings muss man dazu erst einmal einiges an Höhenmeter überwinden. Mehr dazu in Beitrag: Wanderung auf den Gemsfairenstock am Claridengletscher
Berglistüber Wasserfall am Klausenpass
Unabhängig davon, ob man nun zum Gletschersee wandert oder nur zur Passhöhe fährt, sollte man auf der Glarnerseite des Klausenpass einen Zwischenstopp am Berglistüber Wasserfall machen. Nur rund fünf Minuten vom Parkplatz des ehemaligen Gasthauses Bergli entfernt liegt der wunderschöne Wasserfall, der laut Schweizer Tourismus mit zu den schönsten Schweizer Wasserfällen zählt. Wer sich selber ein Bild vor Ort machen konnte, wird diese Behauptung sicherlich unterstützen. Der Berglistüber-Wasserfall hat eine Fallhöhe von 44 Metern und ist einer von drei Wasserfällen des Fätschbach, der sich vom Urnerboden bis ins Linthtal schlängelt. Am schönsten wirkt der Wasserfall am Vormittag, wenn die Sonne ins kleine Tal scheint. Auf Island gibt es den berühmten Seljalandsfoss Wasserfall, der ein sogenannter Fensterwasserfall ist und auch der Berglistüber Wasserfall besitzt diese Besonderheit. Der Blick aus der Grotte hinter dem Wasserfall auf den Wasservorhang ist wunderschön und mit etwas Glück kann man sogar einen Regenbogen beobachten.
Faszination Gletscherwelt
Seit unserem ersten Besuch des Gletschersees am Klausenpass hat uns das Interesse und die Faszination für Gletscher gepackt. Im Laufe der Jahre haben wir einige einfach zu erreichende Gletscher in der Schweiz und auf Island besucht und dabei immer wieder spannende Details entdeckt. Falls auch du mehr wissen und sehen möchtest von Gletschern, dann schau dir unseren Beitrag Wanderungen entlang von Gletschern an, hier findest du eine Übersicht verschiedener Wanderungen, entlang oder zu Gletschern, die man ohne grössere Schwierigkeiten unternehmen kann.
FAQ rund um den Gletschersee am Klausenpass
- Ab wann kann ich den Gletschersee besuchen?
- Zwischen Mitte Mai und Anfang Juni wird der Klausenpass geöffnet. Ab diesem Moment kann man zum Gletschersee laufen, allerdings sollte man beachten, dass in den ersten Wochen immer noch mehrere Meter Schnee auf dem Weg liegen, weshalb Schneeschuhe oder Tourenski vonnöten sind.
- Bis wann kann man den Gletschersee besuchen?
- In den meisten Jahren kann man bis Anfang November den Gletschersee besuchen.
- Ist der Weg zum Gletschersee für Kinder geeignet?
- Der Weg ist für Kinder hervorragend geeignet.
- Benötige ich eine spezielle Ausrüstung, um zum Gletschersee zu gelangen?
- Sobald der Schnee geschmolzen ist, braucht man nur noch ordentliche Wanderschuhe, etwas Verpflegung und seine Kamera.
- Kann ich auf dem Gletscher herumlaufen?
- Das Betreten des Gletschers kann lebensgefährlich sein, da du nicht weisst, was unter dem Schutt verborgen liegt.
- Darf ich eine Drohne fliegen lassen?
- Am See darfst du deine Drohne unter Berücksichtigung der gesetzlichen Bestimmungen nutzen.
- Darf ich am Gletscher campen?
- Es gibt kein generelles Verbot für Wildcamping am Klausenpass, trotzdem sollte man sich bei der jeweiligen Gemeinde über die aktuellen Regelungen informieren.
- Ist die Wanderung zu Gletschersee schwierig?
- Die Strecke vom Klausenpass zum Griesslisee ist nicht schwierig, solang es keinen Schnee hat.
- Wie lang ist der Weg zum Gletschersee?
- Von der Passhöhe des Klausenpasses bis zum Gletschersee sind es gut 2,5 km. Vom Fisetenpass aus sind es circa 6,5 km bis zum See.
- Wie viel Zeit benötige ich, um zum Gletschersee zu gelangen?
- Je nachdem wie schnell du bist, musst du mit 45 bis 60 Minuten pro Weg rechnen.
- Wie hoch ist der Klausenpass?
- Die Passhöhe befindet sich auf 1948 Metern über dem Meer.
- Gibt es Eisberge auf dem See?
- Nein, Eisberge gibt es keine mehr. Bis auf kleine Bruchstücke kalbt der Gletscher nicht mehr in den See. Sondern bricht in sich zusammen und schmilzt. Mehr und mehr zieht es sich vom See zurück.
Webcam
Webcam Klausenpass – Webcam am Hotels Klausenpasshöhe
Mehr Informationen:
Hotel Klausenpasshöhe – Seite des Hotels Klausenpasshöhe
Urnerboden – Verkehrsverein Urnerboden
Uri Tourismus – Webseite des Tourismusverband Kanton Uri
Fazit zum Gletschersee am Klausenpass
Der Klausenpass ist ein wirklich lohnenswertes Ausflugsziel, das mit vielen schönen Höhepunkten aufwarten kann. Das Ganze fängt bereits bei der Anreise zum Klausenpass an. Die Passstrasse mit all ihren Serpentinen und dem tolle Bergpanorama links und rechts. Aber das eigentliche Highlight ist und bleibt der Gletschersee. Es ist ein fantastischer Anblick, wenn der See das erste Mal vor einem auftaucht. Die Wanderung ist selbst für ungeübte gut zu schaffen. Man sollte früh am Morgen zur Tour starten, damit man perfektes Licht am See vorfindet. Der See lässt sich auch perfekt mit der Wanderung auf dem Claridenhöhenweg kombinieren, die unterhalb des Sees vorbeiführt. Eine Bitte an alle Wanderer und Besucher, all ihren Müll wieder mitzunehmen!!!
Sucht ihr noch weitere Wanderungen? Wie wäre es mit einer Tour zum Oberblegisee im Glarnerland oder zum Furggelenstock am Vierwaldstättersee. Wer mehr auf eine Stadttour steht, sollte sich die Stadt Laufenburg, anschauen die zu je einem Teil in der Schweiz wie auch in Deutschland liegt und nur durch den Rhein getrennt ist.
Habt auch ihr den Griesslisee besucht oder kennt andere schöne Ausflugsziele oder Wandertouren schreibt uns doch einen Kommentar dazu. Mehr Bilder unserer Reisen und Wanderungen findet ihr auf Instagram, Pinterest oder auf Facebook…
Eure Meinung und Erfahrungen
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11 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Sehr schöne Bilder Danke
Vielen Dank für das Kompliment
Sehr guter Kommentar und schöne Fotos.
Kompliment!
Sehr interessant und sehr eindrücklich!
Sehr schöne Bilder und ein wirklich detailierter Bericht. Ich freue mich schon auf meinen Ausflug dorthin.
Sehr schade, dass einige so rücksichtslos mit der Natur umgehen.
Hallo Klaus
Danke für dein Lob wir versuchen uns viel Mühe zu geben mit unseren Beiträgen und dein Zuspruch motiviert uns dabei. Hoffe, du hast bei deinem Ausflug so viel Spass wie wir.
Gruss Dokmai & Daniel
Hallo Dokmai, hallo Daniel,
vielen Dank!
Klaus
Ein informative Website, klasse gemacht.
Aus meiner Sicht ist der Griesslisee einer der schönsten Orte der Schweiz. Ein traumhafter Anblick, welcher eine Mischung aus Kanada und Antarktis darstellt und doch so sinnbildlich für unser schönes Land steht.
–> Ich war heute dort und konnte problemlos vor der Abbruchkante durchlaufen (bis ca. in die Mitte der Abbruchkante) und sogar in das Gletschertor hineingehen (sehr eindrücklich!), da der Griesslisee so wenig Wasser hatte. Auf Google konnte ich aber kein einziges Bild finden, bei welchem man ein zugängliches Gletschertor sieht.
Weshalb hatte der Griesslisee wohl so wenig Wasser?
Hoi zusammen
Super Beitrag von euch, nicht nur die Beschreibung zur Wanderung ist gelungen, sondern besonders spannend ist es den zeitlichen Verlauf des Gletscherseelis zu sehen.
Danke für den ausführlichen Beitrag!!! Ich kann es kaum erwarten das Sommer wird und ich selbst am Ufer des Sees stehen kann.
LG
Fabi
Selten eine sooo gute Website gesehen! Vielen herzlichen Dank für die ausführliche Beschreibung und die tollen Tipps! Schöne Fotos. Das hätte einen Tourismus Preis verdient … Weltklasse!!!
Hallo Stephan
Vielen Dank für deine Lobenden Wort. Es freut uns, dass dir unsere Tipps geholfen haben. Wir wünschen dir viel Spass beim erkunden des Gletschersees.
Gruss
Daniel